Zum Leid vieler Immobilienkäufer sind die Bauzinsen seit Anfang des Jahres deutlich gestiegen. Die
Gründe dafür sind vielfältig. Als einer der wichtigsten Gründe gilt eine sich abzeichnende Wende
der Europäische Zentralbank (EZB) hinsichtlich ihrer Geldpolitik.

Europäische Staatsschuldenkrise

Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die bisher lockere Geldpolitik der EZB ausläuft. Weil viele Staaten der Euro-Zone einen sehr hohen Grad an Verschuldung aufwiesen, waren sie auf die Unterstützung der Europäischen Zentralbank angewiesen, um ihren Schuldendienst leisten zu können. Die EZB hatte den Leitzins daher auf Null gesenkt und sogar einen Strafzins für Banken eingeführt, damit diese mehr Kredite vergeben. Zusätzlich startete sie ein großzügiges Anleihe-Aufkaufprogramm. So konnten sich viele der verschuldeten Länder mit sehr „billigem Geld“ versorgen und so ihre Verschuldung abbauen. Seit Ausbruch der Schuldenkrise in 2009 ist es jedoch noch nicht so weit, dass die meisten dieser Länder sich von ihren hohen Schuldenbergen befreien konnten.

Ausbruch der Corona-Pandemie

Zwar befanden sich bis zum Jahre 2020 einige dieser Länder auf einem sehr guten Weg, doch nach Ausbruch der Corona-Pandemie traten andere Prioritäten in den Vordergrund. Als Reaktion auf COVID-19 ließ die Europäische Union einen Teil der auferlegten Sparmaßnahmen für ihre Mitglieder fallen. Für unterschiedliche Unterstützungsmaßnahmen der Wirtschaft und Bevölkerung wurden in allen Ländern neue Schulden aufgenommen. Die EZB war zu dieser Zeit also gezwungen, den Leitzins auf dem bisherigen niedrigen Niveau zu halten, damit die verschuldeten Länder auch weiterhin Ihren Schuldendienst leisten konnten. Durch den zusätzlichen Kauf von Anleihen wurde die Geldmenge erhöht und versucht, die Inflation dem Zwei-Prozent-Ziel näherzubringen.

Anziehende Inflation und Ukraine-Konflikt

Trotz des vielen „billigen Geldes“ seitens der EZB blieb die Inflationsrate in Europa und im Besonderen in Deutschland jahrelang auf einem sehr moderaten Niveau. Der Versuch, die Inflationsrate mithilfe niedriger Leitzinsen anzukurbeln, blieb erfolglos. Selbst mit Ausbruch der Corona-Pandemie in 2020 schien sich an diesen Gegebenheiten nichts zu ändern. Erst mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine änderten sich die Gegebenheiten. Die europäischen Länder stellten sich mehr oder weniger geschlossen auf die Seite der Ukrainer mit ihrem Präsidenten Wolodymyr Selenskyi und versuchen seither, Russland mit scharfen Sanktionen abzustrafen und zum Rückzug aus der Ukraine zu bewegen. Da Russland einer der wichtigsten Energielieferanten für Staaten in Europa ist, reagierten die Märkte entsprechend nervös: So kommt es auch hierzulande zu größeren Preisverwerfungen, stark anziehender Inflation und unterbrochenen Lieferketten. Außerdem werden größere Ausfälle in der Nahrungsmittelproduktion und andere Zweit-Runden-Effekte befürchtet, die die Inflation in naher Zukunft weiter anheizen dürften.

Leitzinserhöhung in den USA

Die US-amerikanische Notenbank FED hat die Wende in der Zinspolitik bereits im Frühjahr 2022 eingeleitet und bekannt gegeben, dass noch weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr geplant seien. Genau dies gilt als Indikator für eine bald nachziehende Europäische Zentralbank. In nächster Zukunft rechnen die meisten Fachleute damit, dass auch im Europäischen Wirtschaftsraum die Leitzinsen angehoben werden. Zwar sprechen einige wirtschaftliche Rahmendaten dafür, dass die Zinsen steigen sollten, doch es gibt auch gute Gründe, die dagegen sprechen, wie die weiterhin hohe Staatsverschuldung in der Euro-Zone.

Auswirkungen auf die Kreditzinsen in Deutschland

Baufinanzierungen in Deutschland sind seit Januar 2022 im Schnitt um rund zwei Prozentpunkte teurer geworden. Während Baudarlehen im Januar bei guter Bonität mit rund 1 Prozent verzinst wurden, sind es im Mai 2022 bereits 2,9 bis 3,0 Prozent. Bei entsprechend weniger guten Bonitäten müssen Kaufinteressanten mit noch deutlich höheren Zinsen rechnen. Das Zinsniveau scheint also eine Zinserhöhung der EZB bereits vorweggenommen zu haben. Ferner ist festzustellen, dass zahlreiche Banken bei der Kreditvergabe deutlich vorsichtiger agieren als noch vor wenigen Monaten. Daher wenden sich immer mehr Kaufinteressenten an unabhängige Kreditvermittler.

Wie stelle ich mich für meinen Immobilienwunsch jetzt richtig auf?

Warten? Oder lieber jetzt zuschlagen, weil die Zinsen weiter steigen werden? Werden Immobilien vielleicht noch teurer in den nächsten Jahren oder gehen die Preise zurück, weil sich immer weniger Menschen den Traum von der eigenen Immobilie werden leisten können? Wer eine laufende Baufinanzierung hat, dem stellt sich heute die Frage, ob er sich zeitnah um eine Anschlussfinanzierung kümmern soll oder auf „bessere Zeiten“ hofft – und damit „zockt“.

Es bleibt unsicher, in welche Richtung sich die Immobilienpreise und Bauzinsen künftig bewegen werden. Sollten beide weiter steigen, wird es bei der Suche nach der passenden und vor allem bezahlbaren Immobilie noch schwieriger. Sollten die Preise oder die Zinsen dagegen wieder auf ein niedrigeres Niveau fallen, könnten sich wieder mehr Menschen ihren Immobilienwunsch erfüllen.

Wer sich eine Wohnimmobilie zu Eigennutzung kaufen möchte, wird sich sicherlich nicht von hohen Immobilienpreisen oder Bauzinsen abschrecken lassen. Für die „eigenen 4 Wände“ ist man in der Regel gerne bereit, etwas mehr zu investieren. Abzuwarten ist in diesem Fall keine echte Alternative.

Genau das sehen wir auch auf dem derzeitigen Immobilienmarkt. Zwar scheint die Nachfrage bei Immobilien unter Kapitalanlegern zurückzugehen, doch der Wunsch nach selbstbewohntem Eigentum ist ungebrochen. Gerade hierfür ist es wichtig, die Voraussetzungen möglicher Baufinanzierungsmodelle zu kennen, damit die Finanzierung auch exakt auf den neuen Eigentümer abgestimmt ist. Deshalb setzt eine gute Baufinanzierung eine gute Beratung voraus. Mit einem guten Finanzierungsberater an Ihrer Seite erhalten Sie die fachliche Unterstützung, die Sie für die Kreditvermittlung zum Erwerb Ihrer Traumimmobilie zu Top-Konditionen benötigen.

Zu einer guten Finanzierungsberatung gehören neben der Abwägung aller Risiken auch die Frage der Zinsbindung und die der Anschlussfinanzierung. Sich schnell mal eine Immobilienfinanzierung sichern kann nach Ablauf der ersten Zinsbindung durchaus kostspielig werden. Das gleiche gilt auch für Anschlussfinanzierungen. Hier lassen sich bereits heute mit einem Forward-Darlehen die im historischen Kontext immer noch günstigen Bauzinsen für die nächsten Jahre festschreiben.